„Begnadeter Erzähler voller Witz und Nachdenklichkeit“

Ulrich Zehfuß bei „Klein & Kunst“, Max-Reger-Halle, Weiden (Oberpfalz)

Konzertkritik zu Ulrich Zehfuß solo

Sympathisch, bescheiden, mit Liedern aus dem Alltag, die das Große im Kleinen entdecken – Singer und Songwriter Ulrich Zehfuß zu Gast bei der Kulturbühne Weiden. Bild: Michael Höllerer

Ganz allein, sympathisch und bescheiden steht er da, der 45 Jahre alte Musiker und Liedermacher Ulrich Zehfuß aus Speyer und stellt sich vor. Dass er der Sohn einer Friseuse sei, erwähnt er, und eines Bauern. Und stimmt hinterher ein Lied über den Spargelanbau an.

Es gehört immer zu den besonderen und auch spannenden Momenten in der Musik, wenn sich nicht eine vielzählige Band auf großer Bühne mit ausgefeilter, alles andere beinahe überdeckende Live-Show präsentiert, sondern nur ein einzelner Gitarrist und Sänger in einer kleinen, intimen Umgebung, auf sich selbst gestellt, ohne Hilfe von Effekten, Licht und was sonst noch dazugehören mag, um von etwaigen kleinen instrumentalen Schwächen abzulenken. Denn immer dann zeigt sich die unmittelbare, wahre Qualität eines Interpreten.

Begnadeter Erzähler

Ulrich Zehfuß ist nun so einer, welcher Hilfsmittel zur Augenwischerei ganz sicher nicht nötig hat. Allein steht er am Donnerstagabend mit seinem Instrument als Gast der Reihe „Klein & Kunst“ bei der Kulturbühne Weiden im Untergeschoss der Max-Reger-Halle und vermag sofort das Publikum zu fesseln. Denn er ist nicht nur Singer und Songwriter, ebenso auch ein begnadeter Erzähler, wie sich später auch noch in seinen Poesie-Einlagen zeigen soll, für die er dann nicht einmal mehr seine Gitarre braucht, mit Gedichten voller Witz und Nachdenklichkeit zugleich.

Was in seinen Liedern zuerst so simpel klingt, entwickelt sich sehr schnell zu einer einfühlsamen Parabel über das Werden und Vergehen, und so zeigt sich schon bei den ersten Stücken, was den Musiker wie Lyriker Zehfuß ausmacht: die Fähigkeit, das Große im Kleinen zu entdecken. Unaufdringlich, aber doch intensiv.

Natürlich kann er auch ganz anders, und so lässt Ulrich Zehfuß gleich einen temporeichen Country-Song folgen, inklusive energetischem Gitarren-Solo. Seine besondere Stärke liegt jedoch in den leisen Tönen. Etwa beim Titellied seiner aktuellen Platte „Dünnes Eis“. Veträumtes Gitarrenspiel in Kombination mit der sanften, manchmal sogar fast zerbrechlichen Stimme des Interpreten, in der in manchen Momenten auch eine gewisse Rauheit hindurch scheint, die davon zeugt, dass Ulrich Zehfuß das, worüber er schreibt, auch so erlebt und wie es ihn geprägt hat. Prägnant, mitunter lakonisch, und immer ganz nah dran am wahren Leben, so kommen sie daher, diese Geschichten aus dem Alltag, welche urplötzlich dann diesen übersteigen und zu so viel mehr werden – das kleine Glück, die große Enttäuschung.

Den Geist berühren

Es sind Geschichten aus der Gegenwart und öfter noch aus der Erinnerung, verpackt in eine bilderreiche Sprache, mit Texten, welche nicht nur im Ohr hängenbleiben, sondern auch den Geist berühren, die eigene Erinnerung. Simpel und vielschichtig zugleich. So entstehen etwa Zeilen wie „Als das Leben noch nicht losgegangen war, trieben wir auf Luftmatratzen durchs Jahr“. Einfach. Und schön. Musik, die das Gemüt so leicht wie auf besagten Luftmatratzen durch den gesamten Auftritt treiben lässt.