CD-Kritik Ulrich Zehfuß Dünnes Eis im Mannheimer Morgen

Deutsche Songwriter-CD „Dünnes Eis“ von Liedermacher Ulrich Zehfuß

Brüchige Gefühle: Es ist tatsächlich ein überaus fragiles Stück, mit dem Ulrich Zehfuß sein gleichnamiges, neues Album „Dünnes Eis“ eröffnet: Zart instrumentiert, getragen von Akustikgitarre und der sanften, angenehm rauchigen, leicht brüchigen Stimme des Speyerer Sängers und Songschreibers. Elf Titel hat Zehfuß, zusammen mit seinen Mitmusikern (Matthias TC Debus, Benjamin Scheufler, Sebastian Henzl, Marco Trochelmann und Mathias Kiefer) aufgenommen, auf denen er kleine persönliche Geschichten, Betrachtungen und Reflexionen eingefasst hat – immer wieder anrührend, immer wieder in prägnanter Lakonie. Bittersüße Melancholie „Die gleiche Nacht“ ist hierbei von warmer Melancholie beseelt, auch „Fern von Dir“ gelingt es, unvermittelt eine gefühlvolle Nähe zum Hörer zu schaffen. „Als das Leben noch nicht losgegangen war“ kommt dagegen als ziemlich eingängige, geradezu rockige Pop-Nummer daher, „Spargelfeuer“ verbindet eine markante Americana-Gitarre mit einem Hauch von Tocotronic; und beim bittersüßen Latin-Flair von „Der Morgen“ lässt uns Zehfuß’ Gesang unwillkürlich an die gleichfalls hochverehrten Element of Crime denken. Das launig-versonnene „Gerne in Lu“ ist die wohl erfrischendste Liebeserklärung an die Chemiestadt am Rhein, die uns je zu Ohren gekommen ist, und auf der Single „Wind aus dem Süden“ (deren Einnahmen der spanischen Hilfsorganisation Pro.De.In zugutekommen sollen) thematisiert der Künstler mit Verve und Dringlichkeit das ungewisse Schicksal des Flüchtlings „Danny“ aus Kamerun. Eine feine Platte, die obendrein beim wiederholten Hören von Mal zu Mal neue Facetten offenbart und an Anziehungskraft gewinnt.“

Mannheimer Morgen, 17.02.2016, mav